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Gedanken einer Kurtisane

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Beitrag  Tessa 31.08.13 16:31

Es ist nicht immer leicht, besonders zu sein. Es ist vor allem nicht leicht, in dem Wissen auf zu wachsen, etwas besonderes zu sein. Seit ich denken kann, lastet diese Verantwortung auf mir. Alle sehen mich an, preisen meine Schönheit, meine Klugheit und meinen Charme – doch hinter ihren glänzenden Augen sehe ich den Neid aufblitzen.
Für die dummen Damen der hohen Garether Gesellschaft bin ich zu schön. Sie lächeln mir ins Gesicht, bewundern mein neues Kleid und drehe ich mich um, rollen sie sich die Augen rund und keifen sich die Lippen wund und denken, ich merke es nicht. Und denken, die Männer merken es nicht. Nun, die Männer werden nicht mitbekommen, worüber die Damen sich auslassen, doch sehen können sie gut genug: die Damen werden nicht schöner dadurch. Sie machen sich selbst hässlicher durch meine Anwesenheit und wundern sich dann, dass ihre Männer mir den Hof machen. Ich wundere mich bloß, wie man so dumm sein kann.
Für die hässlichen Herren der hohen Garether Gesellschaft bin ich zu klug. Sie lächeln mir ins Gesicht, bewundern mein neues Kleid und wage ich, mich um ein intellektuelles Gespräch zu bemühen, rollen sie sich die Augen rund und lachen. Ein gutmütiges „Hoho.“, ein selbstgefälliges „Hehe.“, ein warnendes „Nana.“ Meine Schönheit will ich nicht verstecken. Durch versteckte Schönheit lässt sich nichts gewinnen. Aber ich habe früh gelernt, mich dumm zu stellen. Durch offene Schönheit und versteckte Klugheit öffnet sich mir jede Tür. So kann ich jeden Mann betören, welcher sich dann vor versammelter Gesellschaft lächerlich macht und mir noch dankt dafür. Die Herren werden nicht klüger dadurch. Sie machen sich selbst dümmer durch meine Anwesenheit und wundern sich dann, dass ihre Frauen zu Furien werden – was den armen Mann umso mehr in meine Nähe treibt. Ich wundere mich bloß, wie man so unglaublich dumm sein kann.

Natürlich kenne ich die Antwort. Den Grund, der die Herren dumm und die Damen hässlich werden lässt: Sie alle gieren nach Aufmerksamkeit, nach Ansehen und Macht und – und das ist ihr Problem – nach menschlicher Zuneigung. Nach Liebe. Das macht sie schwach. Das unterscheidet sie von mir. Ich bekomme Aufmerksamkeit, ich genieße Ansehen und ich habe Macht. Liebe benötige ich nicht. Wieso nach etwas verlangen, das nur in den Köpfen der Menschen existiert? Ich habe oft genug erlebt, was mit Menschen passiert, die glauben zu lieben. Menschen, die Sex nicht von einer Idee in ihrem Kopf trennen können, dass sich dadurch gleichermaßen Körper und Seele verbinden.
Ich bin die letzte, welche die Macht von Geschlechtsverkehr unterschätzen würde. Die innige Vereinigung zweier Körper lässt Schranken brechen, löst Zungen, befreit Geheimnisse – ein Risiko und eine Chance. Wissen ist Macht. Solange ich dafür sorge, mit mehr Wissen aus der Vereinigung auszuscheiden als ich selbst preisgegeben habe, habe ich hinterher an Macht gewonnen. Dies gelingt mir leicht, da ich mir des ideellen Charakters dessen bewusst bin, was man „Liebe“ nennt. Ich stille meine körperlichen Bedürfnisse, ohne meine seelischen Schranken zu weit zu senken. Und wenn sie danach glauben, mich wirklich gern zu haben, so ist das nur ein weiterer Beweis ihrer Dummheit. Wie sollen sie mich gern haben, wenn sie mich gar nicht kennen, mein wahres Selbst gar nicht zu erfassen in der Lage wären, selbst wenn ich bereit wäre, es ihnen zu zeigen?
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Beitrag  Tessa 18.10.13 3:36

Nie

Teil 1

Sie war in Ohnmacht gefallen. Unmöglich. Sie fiel nie in Ohnmacht. Nie. Sicher, den ein oder anderen Schwächeanfall und ja, auch ein paar mal eine Ohnmacht hatte sie schon vorgetäuscht. Vorgetäuscht! Wenn ein Mann gern den starken Beschützer mimt, ist so ein Manöver durchaus sinnvoll... und muss nicht einmal gut gespielt sein. „Je auffälliger das Schauspiel, desto auffälliger das Angebot an den Herrn, ohne es auszusprechen. Manche brauchen einen Schlag mit dem Zaunpfahl. Aber nie dürfen diese Dinge ausgesprochen werden. Ein gesprochenes Angebot muss immer zweideutig bleiben, bis kein Rückzieher mehr möglich ist. Auch dann bleibt Undeutlichkeit ratsam. Sich stets einen Hauch von Unnahbarkeit erhalten, wenn nackte Körper kopulieren –  schwer aber nicht unmöglich. Und unabdingbar für den langfristigen Erfolg. Und nie nie nie über Gefühle reden. Nie. Wer sich offenbart, offenbart eine Schwäche und das muss immer er sein. Ist er verliebt, ist dein Dasein gesichert. Bist du verliebt, darf er es nicht wissen – sonst bist du in seinen Augen verfügbar, bald langweilig, bald lästig, dann verlässt er dich und du kannst froh sein, wenn du nur mit einem gebrochenen Herzen davon kommst.“ Ja. Das waren Mutters Worte gewesen, damals. Damals hatte sie gelacht. Ein gebrochenes Herz? Ha. Nie würde ihr das passieren. Sie war immer unnahbar gewesen, hatte nie eine Schwäche offenbart, hatte nie eine Schwäche gehabt, nur gespielte Schwächen. Und eine vorgetäuschte Ohnmacht ist wie ein vorgetäuschter Orgasmus: manchmal nötig, damit sich die Dinge in die gewünschte Richtung entwickeln. Aber sie war in Ohnmacht gefallen und er hatte es mitbekommen.


Teil 2

Madaya starrte an die gegenüber liegende Wand. Ihr Gehirn fing langsam wieder an zu arbeiten... und das es damit anfangen musste, bereitete ihr Sorgen. Was war da gestern Abend geschehen? Es war ja nicht das erste Mal, dass sie guten Geschlechtsverkehr gehabt hatte, bei weitem nicht. Eigentlich war es meistens gut, auch wenn sie oft genug selbst dafür sorgen musste. Oft war es auch schon sehr gut gewesen, sodass eine Wiederholung erstrebenswert schien... oder mehrere. Aber... das. Nie hatte jemand... nie hatte sie... und das ausgerechnet dann, als sie großzügigerweise den Zauber gewendet hatte! Er würde sich an alles erinnern. Wie war sie überhaupt auf diese dumme Idee gekommen? Sie hätte zusätzliche Energie wirklich dringend gebrauchen können. Brauchte sie immer noch, Sumus Kraft war immer noch schwach in ihr. Aber er hatte so erschöpft gewirkt gestern und dann hatte er von seinem Besuch im Tempel erzählt und zu Ehren der Göttin hin oder her, er sollte nicht in diesem falschen Tempel mit diesen verblendeten Priesterinnen verkehren, er hätte bei ihr bleiben, ihr Aufmerksamkeit schenken sollen! Wer waren diese Frauen denn schon? Großteils doch nur Huren, die die Gaben der Göttin unter Wert verkauften, ja verschleuderten. Dumme Gören, welche die Göttin niemals in ihrer Gesamtheit begreifen könnten. Und da hatte er Spaß gehabt, ja? Sie würde ihn schon lehren, was Spaß war, würde ihm ihren Wert beweisen, ihm zeigen, wie erquickend das Liebesspiel mit ihr sein konnte – ha! Davon verstanden die roten Diener der Göttin nichts! Und er würde sich genau daran erinnern, diesmal. So hatte sie gedacht. Nun... er würde sich erinnern. Allerdings nicht an ihre herausragenden Fähigkeiten – und bei der Göttin, sie war hervorragend gewesen! Er würde sich erinnern, dass er noch besser gewesen war und dass sie... die Kontrolle verloren hatte. Sie hatte nie die Kontrolle verloren. Warum war sie... war es diesmal so gekommen? Verdammt. Er hatte einfach nicht locker gelassen und irgendwann hatte sie loslassen müssen und nichts zählte mehr. Aber jetzt... er würde sich erinnern.
Sie schlug nach ihm. „Ich hasse dich.“



Verdammt! Sie hatte wieder nicht ihre Bestleistung gebracht, bei weitem nicht. Zu viele Gedanken aus Angst davor, nicht mehr zu denken. Und doch war sie... war es so gekommen. Madaya hätte nicht erwartet, dass er es noch intensiver hätte machen können. Verdammt. Von der Göttin gesegnet? Möglich. Nein, nicht nur möglich, dass muss die Erklärung sein! Offenbar belohnt die Göttin das Treiben in diesen falschen Tempeln, auch wenn ihre Diener dort nur einen Teil von ihr erkennen und verehren. Aber ob dank Segen oder ohne, sie durfte nicht zulassen, dass sich das wiederholte. Es war sowieso verrückt! Warum lag sie hier neben ihm? Sie sollte bei ihrem Händler sein, der war reich und war gerade erst noch reicher geworden und sicherlich spendabel. Er dagegen hatte nichts zu geben für ihre Dienste! Ein mittelloser Schreiberling, mehr war er nicht! Doch, natürlich war er mehr, tausendmal mehr als der dumme Händler und jeder andere reiche Wichtigtuer in dieser Stadt. Er kannte das wahre Gesicht der Göttin, er setzte sein Leben ein für jene, die die Wahrheit kannten und er war intelligent und konnte erstaunlich gut mit Menschen umgehen, dafür, dass er doch eigentlich eine Eule war und keine Katze. Er hatte auch schon bemerkt, dass sie sich unwohl fühlte – sie musste hier weg! Er dürfte auf keinen Fall herausfinden, wie sie... was sie... was sie selbst noch nicht benennen konnte, was da mit ihr los was.
Wenn sie ehrlich zu sich wäre - was sie nicht war - würde sie zugeben, dass er ihr durchaus viel zu geben hatte und viel gegeben hatte letzte Nacht und gerade eben. Aber was sollte sie ihm dafür geben? Sie war nicht reich und selbst wenn sie es gewesen wäre - wenn ein Schmied ein Hufeisen braucht, geht er nicht zu einem anderen Schmied. Berufsehre.
„Ich geh' dann mal rüber.“, entfuhr es ihr und sie stand auf, um hastig ihre Sachen zusammen zu raffen.
Als sie gerade so schicklich gekleidet und kein bisschen zurecht gemacht durch den Gang huschte, fühlte sie sich gar nicht mehr wie eine Katze, welche die ganze Nacht lang mit einer Maus gespielt hat. Stattdessen kam sie sich eher selbst wie eine Maus vor, auf der Flucht vor einer Eule, die zum Tiefflug ansetzte. So hatte sie sich nie gefühlt. Sie hasste sich dafür. Und sie hasste ihn.
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Beitrag  Pingu el Plüscho 26.10.13 17:57

ich bin einfach mal gespannt, wie das hier weitergeht... im moment schaff ich es leider nciht, die fehlenden sachen von scaldis, die ich noch schreiben will, so aufs papier zu bringen, dass es mir gefällt...
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Beitrag  Tessa 28.10.13 22:30

Platzhalter für die Gedanken zur Säbeltänzerin.
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Beitrag  Tessa 28.10.13 22:43

Auf dem Schiff

Madaya stand an de Reeling und starrte über das Wasser. Ihre Haare wehten im Wind, oder versuchten es zumindest. Sie waren mit schwarzem Tuch bedeckt, wie der Rest Madayas auch. Ein dunkler Schleier machte Himmel, Land und Meer grau, aber sie konnte das Ding nicht abnehmen, dank ihm. Wie konnte er ihr das antun? Sicher, sie hatte angefangen damit, aber das war doch wohl ein himmelweiter Unterschied! Wieso musste er so grausam übertreiben? Wie konnte er es wagen, sie zwingen zu wollen? Eine Bedingung zu stellen... es musste ihn Unmengen an Sumos Kraft gekostet haben. Ha! Wenigstens dieser Gedanke gab ihr ein wenig Befriedigung. Doch was half es? Sie hatte selbst nicht viel, hatte sich noch lange nicht von der Strafe erholt, die sie dem unbeholfenen Koboldskind verpassen musste. Wenigstens hatte das Wirkung gezeigt. Wenn sie im Vollbesitz ihrer Kräfte wäre, ja dann! Dann würde... dann könnte sie hier auch nichts ausrichten, auf diesem schaukelnden lahmen Wrack. Wenigstens war sie nun erst einmal sicher vor ihm, falls er doch noch Reserven haben sollte. Er war schließlich nicht in Ohnmacht gefallen. Oh – diese Schmach. Er hatte ihre Schwäche gesehen und dann gönnte er ihr nicht den kleinsten Triumph. Sie hatte... ja was eigentlich getan? Ihn bestrafen wollen. Wofür? Wie ärgerlich. Sie konnte es ihm nicht einmal sagen, konnte die Bedingung nicht einmal erfüllen. Da zwang er sie zu etwas und sie war nicht einmal in der Lage dazu. Sie hatte gar nicht groß darüber nachgedacht. Es hatte sich nur richtig angefühlt. Sie hatte es tun müssen. Warum? Ihn dafür bestrafen, dass er arrogant und selbstgefällig war? Irgendwie konnte das nicht ganz die Wahrheit sein. Es war so unerträglich, sich überhaupt Gedanken darüber zu machen, nur weil er es verlangt hatte. Wie konnte er es wagen? Wie konnte er es wagen, ihr eine Bedingung zu stellen? Seine Aufgabe war es doch, sie zu beschützen! Und das konnte er wohl mit oder ohne sein verlevthant gutes Aussehen. Ha. Levthan! Hast du ihn geschickt, um mich zu quälen? So muss es wohl sein. Verdammt. Sei er, nicht du, Gehörnter. Ich kenne meinen Platz. Aber er sollte den seinen kennen! Beschützer. Ha. Schäckert mit einer dummen, irregeleiteten, ungehobelten Säbelschwingerin rum. Musste ihr unbedingt seinen Säbel zeigen, was? Beschützer. Und dann diese dämliche Kette. Sie brennt eiskalt auf der Haut. Eiskalt wie diese grauen Fluten da unten. Da würde sie hin passen. In die Tiefe des Flusses. Die Kette könnte sich lösen... oder ein dramatischer Wurf? Vielleicht sah er es ja? Vielleicht beobachtete er sie? Nein, nicht umsehen. Bestimmt beobachtete er sie. Und dann würde er sehen, was sie von seinem Geschenk hielt. Ha! Aber nein. Das Ding mochte noch einmal nützlich sein. Ob sich damit fluchen ließ? Mit geschenkten Taschentüchern hatte es oft funktioniert. Aber nein. Mit neu gekauften Ketten funktionierte es nicht. Sie waren nur eine andere Form der Bezahlung. Wie konnte er es wagen sie bezahlen zu wollen?! Sie hatte nicht... sie wollte nicht sein Geld. Sie hatte einfach entschieden, ihm ihre Gunst zu schenken. Und er bezahlte sie mit einem Stück Silber. Silber! Nicht einmal Gold war es ihm wert gewesen. Wer war sie denn? Eine billige Hure? Mitnichten! Wenn er das geschäftlich sehen wollte, würde er ordentlich dafür bezahlen, dafür würde sie noch sorgen! Ja! Aber erst musste sie diese grässliche Entstellung los werden.
Madaya seufzte. Also noch einmal. Sie hatte ihn verflucht. Er hatte sie verflucht. Sie würde den Fluch erst los werden, wenn sie ihm erklärte, warum sie ihn verflucht hatte. Warum hatte sie ihn verflucht? Warum wusste sie nicht, warum sie ihn verflucht hatte? Nein, das ging zu sehr in die Tiefe. Sie musste beim ersten Warum bleiben. Bei Levthan! Sie würde doch wohl herausfinden können, warum sie sich so verhalten hatte. Wer konnte besser das Verhalten von Menschen erklären als sie? Wenige, wenige. Aber nun betraf es sie selbst. Das war schwieriger, als andere zu analysieren. Und wenn sie so täte, als beträfe es nicht sie selbst? Einmal angenommen, da wären eine Frau und ein Mann. Sie begegnen sich. Sie stellen fest, dass sie... ähnlich sind. Die Frau hat bisher wenige Männer getroffen, die ihr... ähnlich sind. Er macht sich zur Aufgabe, sie zu beschützen – weil es seine Pflicht ist. Irgendwann haben die beiden rahjagefällige Leidenschaft geteilt. Mehr als einmal. Es war gut. Ohja. Zu gut. Oh... Nein. Nein, das war zu flach. Es würde bedeuten, die Frau könnte... Aber das würde doch nicht ihr passieren! Niemals ihr! Sie war nicht so, sie würde niemals einen Mann... Erst recht keinen wie ihn – arrogant, selbstgefällig, ärmlich, gut aussehend, mutig, intelligent, witzig – halt! Nein! Niemals! Ja, natürlich, viele dumme Frauen würden unter solchen Umständen mehr in die Situation hineininterpretieren, sich dummen Hoffnungen hingeben. Aber nicht sie! Sie würde niemals zulassen, dass sie... die Kontrolle verlor. Verflucht. Verflucht! Das war es. Sie hatte die Kontrolle verloren! Deswegen hatte sie es getan. Sie hatte es nicht ertragen, hatte sich... unterlegen gefühlt und wie dumm, wie dumm, wie dumm, jetzt hatte sie sich in eine Situation gebracht, die ihm zeigte, dass etwas nicht stimmte und – Oh Satuaria! Jetzt musste sie es ihm sagen?! Nein! Nein! Niemals!
Madayas weiße Hände umklammerten die hölzerne Reeling, während sie stärker schwankte. Die aufsteigende Galle in ihrem Hals hatte nichts mit dem Seegang zu tun. Konnte es tatsächlich sein, dass sie Gefühle für diesen Mann entwickelt hatte? Gefühle, die über eine bloße Sympathie hinaus gingen? Sie konnte es nicht glauben und wusste doch mit jeder Faser in Hirn und Herz, dass es stimmte. Verflucht. Das war nicht gut. Gar nicht gut. Jetzt bloß einen kühlen Kopf bewahren. Nicht unüberlegt handeln. Nicht noch einmal. Sie hatte genug Schaden angerichtet, ohja. „Nie nie nie über Gefühle reden. Nie. Wer sich offenbart, offenbart eine Schwäche und das muss immer er sein. Ist er verliebt, ist dein Dasein gesichert. Bist du verliebt, darf er es nicht wissen – sonst bist du in seinen Augen verfügbar, bald langweilig, bald lästig, dann verlässt er dich und du kannst froh sein, wenn du nur mit einem gebrochenen Herzen davon kommst.“ Damals hatte sie gelacht. Ein gebrochenes Herz? Ha. Nie würde ihr das passieren. Sie war immer unnahbar gewesen, hatte nie eine Schwäche offenbart, hatte nie eine Schwäche gehabt, nur gespielte Schwächen. Aber sie war in Ohnmacht gefallen und er hatte es mitbekommen. Und die rahjagefällige Leidenschaft war... besitzergreifend. Sie hatte immer gewusst, auf ihre Kosten zu kommen, wenn der Herr nicht völlig unbeholfen war – mit ein bisschen Anleitung und ein wenig Eigeneinsatz hatte sie immer ihren Spaß gehabt und wenn der Herr erprobt war, hatte sie sich zurück lehnen und nicht mehr als anheizen und dirigieren müssen. So war es anfangs auch bei ihm gewesen. Aber das letzte Mal... er hatte die Führung übernommen, sie hatte es genossen, ja. Ohja. Und dann hatte sich das Gefühl gesteigert in die schwindelerregensten Höhen, die tiefste Empfindung, ein Rausch wie beim Tanz der heiligen Nächte – herrlich und gefährlich. Lange Zeit hatte sie keinen klaren Gedanken fassen können. Was er alles mit ihr hätte anstellen können! Sie war angreifbar gewesen, verletzlich. Ihre Mutter hatte sie davor gewarnt und sie hatte gelacht damals. Jetzt war ihr nicht nach lachen zu mute. „Nie nie nie über Gefühle reden. Nie.“, hallten ihr die Worte der Mutter durch den Kopf. Aber es ging nicht anders. Sie musste es tun. Oder ihr Leben lang so entstellt... nein, sein Leben lang! Ha! Sollte er doch alt und faltig werden, sie würde nicht altern! Am Tage seines Todes würde sie an seinem Totenbett stehen, den Schleier vom Gesicht reißen, auf dass ihre häßliche Fratze das letzte sei auf Sumo, dass er erblickt! Und dann würde er sterben und sie würde ihn erneuter Schönheit erblühen! Das ist so lang hin. Sie könnte nachhelfen aber – bei Satuaria welch ein Stechen im Herz. Es fühlt sich tatsächlich wie ein Stechen an – oder mehr ein Ziehen? Ist es das, was die Dichter beschreiben? Es scheint eigentlich mehr ein Ziehen zu sein. Es tat jedenfalls weh. Scheinbar wollte sie nicht, dass er frühzeitig Sumo verließ. Verflucht. Welch lästiges Gefühl. So ähnlich hatte es sich angefühlt, als er sie angeschrien hatte. Deswegen also hatte sie – welche Schmach! – geweint. Nicht aus Wut. Verflucht. Nein. Es war unmöglich, dass sie ihm ihre Gründe nannte.  Niemals. Er würde sie wohl noch auslachen! Oder höflich erklären, dass er sich geehrt fühlen würde und dann mit dämlichen Phrasen schildern, wie toll sie wäre und dass es nicht an ihr liege... Oh sie hatte genug Geschichten gehört, sie verspürte keinerlei Bestreben, selbst Teil einer solchen Geschichte zu sein. Es tat jetzt schon weh, daran zu denken – wie würde es da weh tun, es ihn sagen zu hören? Sie konnte sein Gesicht vor sich sehen mit dem ernsten, mitleidvollen, spöttischen Blick, den sie so erfrischend erheiternd fand – aber diesen Blick auf sich gerichtet zu sehen, das würde sie nicht ertragen! Was war sie ihm schon als Pflicht, Genuss und nun Verräterin? Besser er hielt sie für letzteres, als die Wahrheit zu erfahren! „Nie nie nie über Gefühle reden. Nie!“ Lieber hundertmal in Ohnmacht fallen und tausendmal in Tränen ausbrechen, als so – dumme – Gefühle zu gestehen.
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Beitrag  Pingu el Plüscho 29.10.13 16:02

öhm... tut mir leid, dass jetzt sagen zu müssen, aber wenn du VOR unserem Gespräch unsere Gedanken hattest, wären bei unserem Gespräch die Warzen nicht verschwunden...
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Beitrag  Tessa 16.11.13 22:34

Madaya sah der Kutsche nach. Gleich würde sie sich umdrehen und in die Taverne zurück gehen, um sich für das Essen heute Abend vorzubereiten. Er sollte sie hier nicht stehen sehen, falls er auf die Idee käme, sich noch einmal nach ihr umzublicken. Natürlich würde er das nicht mach. So sentimental war er nicht – eine seiner positiven Eigenschaften. Aber falls... falls... dann wäre es ein Schwächebeweis, den sie gerne zur Kenntnis nehmen würde. Vielleicht drehte er sich ja doch um? Wenn sie jetzt rein gehen würde, würde sie das nicht sehen. Aber wenn er sich umdrehen würde und sehen würde, dass sie hier noch stand und ihm nachblickte – nein! Sie konnte Sanftpfote kraulen und ansehen und Sanftpfote könnte die Kutsche beobachten, bis sie um die Ecke dort verschwinden würde. Das könnte sie so machen, ja. Eigentlich könnte er sich nun ruhig mal umdrehen. Gleich war die Kutsche nicht mehr zu sehen. Warum drehte er sich nicht um? Würde er sie nicht vermissen? Er hatte gesagt, die Reise würde nicht so angenehm werden ohne ihre Gesellschaft. Reine Höflichkeitsfloskeln, pah! Er hatte sie bestimmt auslachen wollen. Ja. Das bedeutete es wohl. Sie sollte nicht hier stehen und ihm nachblicken! Er würde nur noch mehr lachen, wenn er sie hier sah! Gleich hatte die Kutsche die Ecke erreicht. Madaya drehte sich um und rauschte in die Taverne rein, so schnell, dass der Wirt sie irritiert anblickte. Sie zwang sich zu einem Lächeln, nickte ihm zu und eilte hinauf in ihr Zimmer. Wenn sie sich beeilte, konnte sie vielleicht vom Fenster aus noch sehen, wie er sich umdrehte und er würde sie durch das Fenster nicht erkennen können!



Madaya lag auf ihrem Bett und starrte an die Decke. Sanftpfote lag an sie gekuschelt, schnurrte jedoch nicht. Sein Schwanz zuckte hin und her, er spürte die Unruhe seiner Meisterin. Sie hatte das Nähzeug zur Seite geworfen, ebenso die mysteriösen Briefe dieser selbsternannten „Sphinx“, die es zu lösen galt. Viel hing von ihrer Antwort auf diesen Brief ab und trotzdem konnte sie sich nun nicht darauf konzentrieren – weder auf die Rätsel selbst, noch auf das anstehende Abendessen mit dem Rätselmeister, dem es die Lösungen zu entlocken galt. Sie musste die ganze Zeit an ihn denken. Verrückt. Er war erst ein paar wenige Stunden weg und sie... ja, sie musste verrückt geworden sein. Ein bisschen. Aber wegen einem dahergelaufenen Schreiberling. Nein, er war nicht nur das. Er spielte diese Rolle nicht einmal besonders gut. Sein Stolz verriet ihn. Aber kein aufgeblasener Stolz wie bei den meisten feinen Herren zu Gareth – er strahlte Gefahr aus. Die meisten Leute waren natürlich zu blind, es bewusst wahrzunehmen, aber schrumpften dennoch unter seinem Blick. Kein Blick, der Töten konnte, sondern ein Blick, der verriet, dass er sein Gegenüber töten konnte, so er es wollte. Sie hatte Geschichten über die Hexenjäger im Lieblichen Feld gehört und sich ihren Teil gedacht. Sie hatte die Arbeit der verantwortlichen Person natürlich schon damals sehr zu schätzen gewusst, aber hätte sie je damit gerechnet, ihn zu treffen, hätte sie niemanden erwartet, der so... kultiviert war. Sie hatte nicht viele Verschwiegene getroffen bisher, doch die bisherigen deckten sich mit dem Bild, welches ihre Mutter ihr von diesen vermittelt hatte: kämpferische Einzelgänger, die sich von anderen Menschen nach Möglichkeit fern hielten. So jemanden hatte sie hinter dem Hexenmörderjäger ebenfalls vermutet. Aber er war höflich, redegewand, schrieb Gedichte und zeichnete wunderschön. Und hatte schnelle Reflexe. Wie schnell er heute bei ihr gewesen war, als er dachte – ja was eigentlich dachte? Dass sie in Gefahr sei? Dass Johnny sich ihr ungebührlich näherte? War er eifersüchtig gewesen oder nahm er nur seine Beschützerrolle sehr ernst. Beschützer... es war irgendwie ganz angenehm, jemand so starkes um sich zu haben, der einen beschützen wollte... auch wenn es nur aufgrund ihrer herausragenden Stellung unter den Schwestern war. Dabei wusste er nicht einmal alles. So blieb es besser auch, er wäre sonst vielleicht eingeschüchtert...
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