DSA - Göttersteine
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Zwischenstopp in Fasar II. - ein (ge)denkwürdiger Tag für Fasar

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Beitrag  Tessa 15.03.13 2:16

Noch zur vorvorletzten Sitzung:


Concabella warf sich unruhig auf ihrem Diwan hin und her. Ihre Finger krallten sich in die Polsterung, während sie immer heftiger atmete. Eine Hand wanderte zu ihrer Brust und...
„Herrin Concabella! Herrin! Alles in Ordnung?“ Eine Hand rüttelte sie zurückhaltend an der Schulter.
„Hmmm?“ Concabella öffnete schläfrig die Augen. Das verschwommene Gesicht einer ihrer Zofen schwebte über ihr. Ein weit weniger erfreulicher Anblick als jener, der sich ihr gerade eben noch im Traum präsentiert hatte... im Traum... Schlagartig wurde Concabella klar, was die Zofe so beunruhigt haben musste. Ihr Gesicht wurde heiß, noch mehr als zuvor und sie richtete sich mühsam auf.
„Es ist alles in Ordnung, Nedime, meine Liebe. Ja sicher, alles bestens. Ich habe nur... geträumt.“
Und wie lebhaft sie geträumt hatte. Meine Güte, dachte Concabella bei sich, und dies in meinem Alter. Ihre suchenden Finger tasteten nach ihrer Brille, doch die diensteifrige Nedime hielt ihr das teure Stück bereits entgegen.
„Danke.“, murmelte Concabella und setzte die Gläser auf. Das immer noch besorgte Gesicht ihrer Zofe wurde nun schärfer, doch noch immer drängten sich ungefragt Bilder aus ihrem Traum auf. Bilder aus der Vergangenheit. Oder... hatte Kasim jemals so umwerfend ausgesehen? Seine Augen jemals so wild geglitzert und seine Hände.... Concabella errötete noch mehr.
„Öffne doch ein Fenster, ich bitte dich! Es ist so heiß hier drin!“, wies die Dame ihre Zofe an – mehr um sich deren peinlicher Nähe zu entledigen und einen Moment zur Ruhe zu kommen, denn aus Verlangen nach frischer Luft. Wobei sie diese sicherlich auch vertragen konnte. Nedime erhob sich auch gehorsam... allerdings mit einem leichten Zögern. Doch Concabellas Befürchtungen, die Zofe könnte den Inhalt ihres Traumes erraten haben und sie dafür verurteilen, wurden gleich zerstreut.
„Es gibt da etwas, dass ihr wissen solltet, Herrin.“, begann die Zofe vorsichtig.
Na bitte. Es gab etwas... Probleme im Haus, vielleicht bei der Bewirtung der Gäste. Etwas schlimmes konnte es nicht sein, sonst hätte das junge Ding mehr gezittert bei der Aussicht, der Herrin berichten zu müssen.
„Wir haben momentan ein paar... äh... unerwartete Gäste.“, versuchte die Zofe die Lage zu beschreiben.
„Ach ja?“ Na also. Gäste. Keine peinlichen Unziemlichkeiten ihrerseits. Außerdem: Selbst wenn die junge, unschuldige Nedime das Verhalten ihrer Herrin richtig gedeutet haben mochte – wer würde sie hier schon dafür verurteilen? Sie waren immerhin in Fasar, nicht in Punin.
„Jaa...“, bestätigte Nedime langatmig.
„Nun, soweit ich weiß, ist Shanya mit eben sovielen Leuten hier angekommen, wie sie aufgebrochen ist. Eigentlich sogar eine Person weniger. Sie muss mir noch erzählen, was aus dieser Loja geworden ist.“, plapperte Concabella noch immer etwas zerstreut.
„Jetzt... sind es etwas... mehr.“
Shanya wollte zum Radscha-Tempel gehen. Vielleicht hatte sie dort alte Bekannte getroffen und sie spontan eingeladen. Das würde ihr ähnlich sehen.
„Freunde von meiner kleinen Shanny?“
Nedime runzelte die Stirn. „Möglich.“, verkündete sie nach einer Weile. Es schien der jungen Zofe wirklich unangenehm zu sein, auf den Punkt zu kommen. Concabella wurde zunehmend misstrauischer.
„Was soll denn das, Nedime? Muss ich dir hier jedes Wort aus der Nase ziehen? Was soll das heißen: „Möglich.“? Hat Shanya sie eingeladen oder nicht?“
Nedime brauchte trotz der sichtbar ansteigenden Ungeduld ihrer Herrin eine Weile, um zu antworten. Sie schien ernsthaft über die Frage nachzudenken. Dann sagte sie langsam: „Nun Herrin, ich glaube nicht, dass die wehrte Shanya sie alle eingeladen hat... wobei ich diese Möglichkeit nicht völlig ausschließen möchte. Herrin, die... Spontanität der schönen und lebensfrohen Wüstenblume wird hier von uns allen aufs äußerste geschätzt und wir ehren und achten sie hoch für ihr Engagement in der Kirche der Radscha. Dennoch kann ich mir kaum vorstellen... nicht einmal sie würde...“ Nedime verstummte.
Concabella hatte sich über den Redefluß gefreut, der doch viel mehr dem nahe kam, was sie von ihren tulamidischen Angestellten gewohnt war. Doch die Rede kam wieder ins Stocken und dies bevor Concabella zufriedenstellend ausreichende Informationen erhalten hatte.
Was würde sie nicht?“, fragte Concabella mit einiger Schärfe in der Stimme und stand auf. „Nedime, du dummes Mädchen! Waren deine Eltern Schafe? Jetzt sag mir endlich, was los ist! Wer ist in meinem Haus?“ Für gewöhnlich wurde Concabella nicht so ausfallen, obwohl sie nun schon so lange hier lebte, aber die letzten Tage waren recht nervenaufreibend gewesen.
„Ge...Geweihte, Herrin. Geweihte der erhabenen Stute, oh Quelle jugendlicher Schönheit, sie...“
„Wie viele?“
„Äh...“
Wie viele, Nedime?!
„Ich schätze... äh... alle.“
„Was alle?“
„A...alle Geweihten der Radscha, oh gütigste und schönste Blume der Wüste. Alle aus ganz Fasar... vermutlich. Vielleicht nicht ganz alle, ich hab sie nicht gezählt und ich habe ja keine Ahnung, wie viele Geweihte es überhaupt in Fasar gibt aber offenbar sind es mehr, als ich dachte...“
„Bist du umnachtet? Warst du mit im Tempel und hast den Rausch mit gebracht? Es gibt hunderte von Radscha-Geweihte in Fasar. Sie können nicht...“ Der Blick ihrer Zofe, brachte sie zum Schweigen. Das Mädchen war völlig fertig, aber im Rausch war sie nicht – Concabella hatte genug glasige Augen und geweitete Pupillen gesehen um zu wissen, dass dieser Blick hier klar war... wenn auch verstört und verängstigt. „Die passen doch gar nicht alle ins Haus!“
Nedime nickte, dann fuhr sie mit leiser Stimme fort: „Die meisten stehen noch draußen vor dem Tor, aber was Platz hatte, hat sich im Flur vor Shanyas Zimmer versammelt. Im ersten Stock ist kein Durchkommen mehr. Es heißt...“
Concabella war schon halb aus dem Zimmer gestürmt. Am Ende des Ganges konnte sie im Treppenhaus schon eine Flut roter Gewänder erkennen. Es stimmte! Nedime mochte mit „alle“ übertrieben haben, aber viele mussten es sein, wenn sie bis hier so dicht standen. Was wollten die alle hier? Hatte Shanya sich mal wieder daneben benommen? Concabella wusste, dass ihre Enkelin mit ihrem ungezwungenen Auftreten schon so mancher Autorität vor den Kopf gestoßen hatte. Nicht, dass Shanya keinen Respekt vor mächtigen Personen oder Institutionen hatte – im Gegenteil. Nein, die Kleine wusste sich nur einfach nie zu benehmen. Sämtliche Bemühungen Concabellas, dem Kind wenigstens die Grundlagen einfachster Etikette beizubringen, waren nicht nur auf unfruchtbaren Boden gefallen – sie waren alle spätestens ein Jahr nach der Klosterausbildung völlig verdorrt. Aber was in Radschas Namen mochte Shanya diesmal angestellt haben, dass eine so große Delegation sie hier aufsuchte? Wie hoch müsste eine Tempelspende wohl ausfallen, um das wieder grade zu biegen?
Während Concabella sich dem Meer rotgewandeter Geweihter näherte, begannen ihre Gedanken sich in andere Richtungen zu drehen. Die Geweihten sahen nicht direkt... wütend aus. Aufgeregt ja, aber mehr... erhitzt und... entrückt. Solche Gesichter bekam Concabella zuweilen beim Ewigen Fest im Tempel zu sehen. Sie war schon länger nicht mehr dort gewesen. Warum eigentlich nicht? Die Bilder aus dem Traum fielen ihr wieder ein. Sie sollte Kasim fragen, ob er sie nicht die Tage mal wieder zum Tempel begleiten wollte. Ungefragt drängten sich Vorstellungen auf, was sie dort gemeinsam... „Chal'Awalla...“, murmelte Concabella. Wie konnte sie jetzt an so etwas denken? Sie musste sich jetzt konzentrieren! Bei den Geweihten angekomen, schnappte sie überrscht nach Luft. Sie waren wirklich überall! Die Treppe, die Eingangshalle – alles war voll und selbst im vorderen Hof standen sie dicht bei dicht, soweit Concabella das sehen konnte. Und nicht nur das – einige der jüngeren Frauen waren sogar auf die Schultern von Männern geklettert und ragten so über das rote Meer hinaus. Und alle starrten sie mit diesem freudig entrückten Ausdruck in die Richtung, in der Shanyas Zimmer lag. Hatte dies etwa etwas mit dieser merkwürdigen Mission zu tun, auf der sich ihre Enkelin angeblich befand. Irgendwelche... Göttersteine zu suchen... Wenn die Steine solch eine Wirkung entfalteten, war diese Mission ja noch gefährlicher, als Concabella bisher schon angenommen hatte. Aber wenn sie sich recht entsann, hatte Shanya den Stein der Radscha bereits nach Gareth gebracht und war wegen dem Stein der Hesinde hier her gekommen – warum dann also Radscha-Geweihte? Es musste etwas mit der Mission zu tun haben... oder der Tempel hatte ein neuartiges Rauschmittel ausprobiert. Aber von so einem hatte sie nichts gehört und Kasim hätte auf jeden Fall davon erfahren, wie er von allem erfuhr, mit dem sich gut Geld verdienen ließ und bestimmt hätte er ihr davon erzählt. Und selbst wenn – was machten die ganzen Geweihten dann ausgerechnet hier? Zeit, ein paar Antworten einzufordern.
Concabella straffte die Schultern und räusperte sich. Keiner beachtete sie. Sie runzelte die Stirn. Es beachtete sie wirklich niemand. Sie räusperte sich noch einmal. Immer noch keine Reaktion. Ärgerlich klopfte einem der Geweihten am Rand der Masse auf die Schulter. Sie kannte den Mann sogar vom Sehen her aus dem Tempel, wusste aber seinen Namen nicht. Beim Ewigen Fest wird selten nach Namen gefragt. Der Mann drehte sich langsam um und sein Gesicht zeigte vage Spuren des Erkennens – ohne den strahlenden Ausdruck tiefester Freude und Zufriedenheit zu verlieren.
„Hmmm?“, machte er.
Concabella holte Luft. „Ich bin Concabella Cavazaro! Die Herrin dieses Hauses! Hauptfrau von tâjed Kasim ibn Faruk ibn Harun, Oberhaupt von Ibnim Harun! Ihr seid in sein Haus und ich verlange den Grund dafür zu erfahren!“
Der Geweihte zeigte sich wenig beeindruckt. „Ich bin Rhayad ibn Tulef und ich kenne Euch, Concabella Cavazaro, Hauptfrau von tâjed Kasim ibn Faruk. Warum fragt ihr nach unserer Anwesenheit? Spürt ihr nicht die ihre?“
Concabella sah ihn verwirrt an. Rhayad schmunzelte.
„Bella...Ihr seid eine empfängliche Frau. Ich sehe Euch an, dass ihre Anwesenheit auch Euch berührt hat. Eure erhitzten Wangen, Euer Blick, Euer Atem...“
Er hob eine Hand und streichelte sanft die Wange der alten Dame. Concabella erschauderte – auf eine angenehme Weise. Was war nur mit ihr los?
„Ihr seid wunderschön...“, hauchte Rhayad und beugte sich langsam vor. Wollte er sie etwa küssen?! Concabella wollte zurückweichen, doch sie konnte nicht. Ihr Körper weigerte sich, er verzehrte sich nach der Berührung. Ihre Lippen trafen sich so sanft, so köstlich. Es wurde ein langer Kuss. Cocabellla schloss die Augen und stöhnte leise, während Rhayad inzwischen beide Hände über ihre Schulter wandern ließ.
Ein Schrei ertönte.
Rhayad hob langsam den Kopf, ließ seine Hände jedoch weiter sanft auf ihren Schultern ruhen.
„Was war das?“, hauchte Concabella atemlos und wusste selbst nicht, ob sie den Schrei oder den Kuss meinte.
„Ich weiß es nicht.“, erwiderte Rhayad nicht im mindesten beunruhigt.
Ein zweiter Schrei ertönte.
Concabella blinzelte. Sie musste... sich los machen. Sie konnte doch nicht... nicht hier in der Öffentlichkeit! Gut, genau genommen war dies nicht die Öffentlichkeit, sondern ihr Haus, aber es gab zu viele Zeugen. Gut, genau genommen waren diese Zeugen Radscha-Geweihte, die ihr niemals einen Vorwurf aus solchem Vergnügen machen würden. Aber wenn sie jemand vom Personal sah! Wie sähe sie denn dann aus? Wie sähe Kasim denn dann aus? Sicher, Kasim hatte vor vielen Jahre auch seinen Spaß mit anderen Frauen gehabt – Concabella war das Recht gewesen, sie hatte von ihm nur verlangt, nach ihr keine andere mehr zu heiraten... und ihr dieselben Vergnügen zu zu gestehen. Aber das war beim Ewigen Fest gewesen, im Tempel der Radscha! Dort hatten sie sich so manchem Vergnügen hingegeben, zusammen und getrennt mit anderen Partnern und zusammen mit anderen Partners – eine Flut von Erinnerungen stürzte über Concabella hinein, so lebhafte Erinnerungen. Rhayad schien sie vergessen zu haben. Obwohl er sie noch fest hielt, starrte er inzwischen wieder wie die anderen Geweihten zu Shanyas Zimmer. Ein wenig bedauerte Concabella dies. Sie atmete schwer und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen.
Plötzlich änderte sich die Atmosphäre. Es war wie ein kollektives Luft holen, nachdem man lange den Atem angehalten hatte. Wie Druck von zu großen Höhen, der auf einmal verschwindet. Wie die wohlige Erschöpfung nach einem langen beschwingten Tanz, die sich lange aufgebaut hat und doch erst bemerkt wird, nachdem die Füße zur Ruhe gekommen sind. Langsam wich die Erstarrung aus der Masse der Geweihten. Manche begannen sich langsam hin und her zu wiegen, die Augen geschlossen und ein glückseeliges Lächeln auf den Lippen. Manche wandten sich jemandem an ihrer Seite zu, begann sich gegenseitig zu küssen und zu liebkosen. Hier und da erhob sich eine Stimme zu einem Lied. Rhayad wandte sich lächelnd wieder Concabella zu.
„Fort. Aber sie war hier. Wir durften es spüren! Wie gerne hätte ich sie gesehen. Gelobt sei dieser Tag! Gelobt sei dieses Haus! Oh welch unbeschreibliche Freude wurde uns zu teil! Lasst uns feiern und ewig gedenken diesen Tag, da die erhabene Stute, die Mutter der Morgenröte, die Schönste der Schönen uns mit ihrer Anwesenheit beschenkte! Es soll..“
„Bitte was?! Radscha war hier?!“, unterbrach Concabella ihn entsetzt.
Rhayad lachte. „So ist es, Bella, schöne Frau. Komm und feier mit uns!“
Er wollte sie an sich ziehen, doch die bestürzte Dame machte sich los. Das kann nicht sein, das kann nicht sein, das konnte dich nicht wahr sein! Aber wenn es stimmte... dann ließ sich damit eine Menge Geld verdienen, bei Phex!
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